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Notes on – Eliza Douglas

Zuerst erschienen bei hey woman!

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Eliza Douglas, exhibition view, Old Tissues Filled with Tears, Schinkel Pavillon, Berlin, 2017 photo: Andrea Rossetti courtesy the artist and Air de Paris, Paris

Words by Lola Froebe

Malerei, Performance und Mode – an Eliza Douglas kommt man derzeit kaum vorbei. In ihrer ersten Einzelausstellung in Berlin lotet die Künstlerin die Verkettung zwischen Körperhaftigkeit, Sinnstiftung und Abstraktion aus.

Hin und wieder entzieht sich die Wirklichkeit der Sprache. Dann tritt an ihre Stelle die Lücke, provoziert Vieldeutigkeit und kulminiert in eigener Auslegung. „Leerstelle“ nennt man dieses Ungesagte in literarischen Texten, ein Begriff aus der Rezeptionsästhetik. Erst der Leser macht den Text zum Kunstgriff, indem er die Leere mit Assoziationen anfüllt. Oder wie in der aktuellen Ausstellung von Eliza Douglas in Berlin betitelt – Old Tissues Filled with Tears.

 

In vierzehn ausgewählten Arbeiten widmet sich Douglas der Frage, inwieweit die Technik des Weglassens nun auf die Malerei anzuwenden ist. Wie viel Körper ist nötig, um ihn als solchen wahrzunehmen? Ferner auch, ganz banal ausgedrückt, welche Körperteile sind gewissermaßen die wichtigsten, konstituierend für den Menschen dahinter? Blickt man auf die Vielzahl von Douglas eigenen fotorealistisch abgebildeten Händen und Füßen, die sich im hellen Oktagon der Schinkel Klause einander ausgeliefert zu potenzieren scheinen, ist man schnell zurück in der Gegenwart. Natürlich, unsere Hände flößen den Devices etwas an Leben ein! Dagegen wirken Füße beinahe nutzlos und sentimental, vervollständigen aber die Versuchsanordnung und lassen sich den Körper im Geiste selbst zusammensetzen – all der durch Andeutung, Verdeckung und Auflösung korrumpierten Körperlichkeit zum Trotze. Douglas fordert die Geschichte der Malerei heraus, indem sie Figürlichkeit mit Abstraktion konfrontiert und klassische Malerei damit von ihrer Unantastbarkeit befreit.

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Eliza Douglas, exhibition view, Old Tissues Filled with Tears, Schinkel Pavillon, Berlin, 2017 photo: Andrea Rossetti courtesy the artist and Air de Paris, Paris

Auch Parallelen zur Mode offenbaren sich hier, etwa so, wie vor kurzem Anne Imhof ihre eigene Faszination beschrieb: „[fashion] is so in the moment but, at the same time, all about taking from history.“ Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Imhof hat Douglas aktuell im W Magazine erstmals ein Editorial umgesetzt, in dem die androgyne und dabei doch ätherisch wirkende Douglas als Model mit allerlei Smartphones, Charger, Softdrinks und der amerikanischen Freiheitsstatue zu sehen ist. Für das Styling war Lotta Volkova verantwortlich, die Douglas für die erste Fall 2016 Show von Demna Gvasalias für Balenciaga engagierte. Bereits als Teenager modelte Douglas für Helmut Lang und so ist es nicht überraschend, dass die 1984 in New York geborene Künstlerin als Muse von Gvasalia und Volkova seitdem regelmäßig für Balenciaga und Vetements läuft.

 

Nach ihrem Studium am Bard College in New York konzentrierte sich Douglas in ihrem Studium an der Frankfurter Städelschule auf die Malerei und studierte unter anderem in den Klassen von Monika Baer und Amy Sillman. Daneben wirkt sie in den gefeierten Performances von Anne Imhof mit, so auch bei Angst II im Hamburger Bahnhof und Faust auf der diesjährigen Venedig Biennale, für die Imhof den Goldenen Löwen erhielt. Im Herbst dieses Jahres waren beide Künstlerinnen erstmals auch in einer gemeinsamen Ausstellung der Galerie Buchholz in New York zu sehen.

Mit Old Tissues Filled with Tears kommt Eliza Douglas nun nach Berlin und natürlich zieht die in Frankfurt lebende Künstlerin am Eröffnungsabend alle Blicke auf sich. Ihre entrückende Präsenz ist auffallend und keineswegs allein auf ihre Erscheinung – gemusterte Bluse, cognacfarbener Ledermantel und Saint Laurent Boots – zurückzuführen. Vielmehr ist es ein nicht greifbares Understatement, das auch in ihren Arbeiten widerhallt. Beredtes Schweigen, wo alles blinkt und ploppt, eine erfrischende Verheißung.

Dec – 2017

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©2025 by Lola Froebe.

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