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Past Perfect – Women of Bauhaus

Jan – 2018

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Florence Henri, “Composition Nature Morte” (“Still-Life Composition”), circa 1931, Mario Parodi, Genoa, Italy

Words by Lola Froebe

Künstler wie László Moholy-Nagy, Josef Albers und Paul Klee gelten als Ikonen der Bauhaus-Schule. Ihre weiblichen Kolleginnen fanden dagegen zeitlebens nur wenig Beachtung. Eine Aufarbeitung.

Als das Staatliche Bauhaus im Jahre 1919 in Weimar öffnet, kommt das einem Paukenschlag gleich: Mit einem vollkommen neuartigen und experimentellen Lehr- und Kunstverständnis entledigt sich die neue Schule radikal dem Muff des Kaiserreiches und erschüttert Kunst wie Konvention in ihren Grundfesten.

 

Erstmals sind auch Frauen explizit als Lehrlinge an einer Kunsthochschule willkommen – ein weitgehendes Novum, war ihnen damals doch nur der Privatunterricht vorbehalten, was eine meist unüberbrückbare finanzielle Belastung darstellte. Doch so avantgardistisch man sich in Weimar gab, in diesem Belang war man es bei weitem nicht. Direktor Walter Gropius und einem Großteil der männlichen Meister war davon überzeugt, dass ausschließlich Männer zum dreidimensionalen Denken befähigt waren. Schließlich blieb den weiblichen Künstlerinnen von den sieben Werkstätten nur die Weberei, galt sie als klassisches Kunstgewerbe doch als am wenigsten anspruchsvoll. An der Spitze der „Frauenklasse“ stand ab 1925 die einzige weibliche Werkmeisterin Gunta Stölzl, welche sie gemeinsam mit Benita Koch-Otte ausrichtete. Zum Unbehagen der männlichen Kollegen erwuchsen in der Weberei bald die bahnbrechendsten Neuerungen – man denke nur an die Entwicklung eines schallschluckenden Gewebes durch Anni Albers oder die experimentelle Kraft der Stoffe von Otti Berger. Das entfaltete national eine Neubewertung der Textilkunst, führte zur Blüte des Industriedesigns und zum kommerziellen Erfolg des Bauhaus.

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Florence Henri, “Composition Nature Morte” (“Still-Life Composition”), circa 1931, © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Guy Carrard

Herausragende Frauen setzten sich bald auch in anderen Werkstätten durch. Indem sich Gertrud Arndt erstmals selbst vor der Kamera inszenierte und Frauen so vom künstlerischen Objekt zum Subjekt machte, erarbeitete sie in der Fotografie ein neuartiges Frauenbild. Auch Florence Henri setzte sich mit der „Neuen Frau“ auseinander. Marianne Brandt stimulierte in der Metallwerkstatt maßgeblich das typische Bauhaus-Design. In der Wandmalerei arbeitete Lou Scheper-Berkenkamp draußen auf dem Gerüst und Ilse Fehling sorgte in der Bildhauerei für eine Aufweichung des männlichen Urtypus als Schöpfer. Mit ihren abstrakten Kreationen machte sich Margarete Heymann nach ihrem Bruch mit dem Bauhaus als Leiterin einer eigenen Keramikmanufaktur auch über Deutschland hinaus einen Namen.

 

Nach der Schließung des Bauhaus im Jahre 1933 verbreiteten zahlreiche Künstlerinnen die Bauhaus-Lehre in der Welt. Anni Albers beispielsweise als Dozentin am Black Mountain College in North Carolina, Marguerite Friedlaender mit der Gründung des Kunstzentrums Pond Farm bei San Francisco, oder Marli Ehrmann, die ab 1939 die Textilabteilung an László Moholy-Nagys "School of Design" in Chicago leitete.

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Marianne Brandt, Théière et passe-thé, ca. 1924, Les Arts Décoratifs

Trotzdem kritisierten die Künstlerinnen das tradierte Frauenbild des Bauhaus nicht ausdrücklich, handelten ihm mit ihrem ambitionierten Verhalten aber doch zuwider. Davon, dem Akt der Selbstfindung einer jungen Frau und von der Zeit in der politischen Schwebe der Weimarer Republik, erzählt auch Theresia Enzensbergers Erstlingswerk Blaupause.

 

Der Roman begleitet Luise Schilling während ihres Architekturstudiums am Bauhaus in Weimar und Dessau sowie bei ihrer langsamen, streckenweise anstrengenden Emanzipation. Blaupause liest sich trotzdem so leicht wie ein Sommermärchen und hält in jedem Fall einige Erkenntnisse über das Bauhaus, den Meisterkult und das Potenzial der Bauhaus-Frauen bereit.

Zuerst erschienen bei hey woman!. 

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©2025 by Lola Froebe.

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